Krippenspiel im Meiental

«Das Meientaler Krippenspiel gibt es schon sehr lange», erinnert sich Pia Baumann-De Moliner. «Ich zog 1979 von Sisikon ins Meiental. Schon damals war das Krippenspiel Tradition. Es wurde jeweils am 24. Dezember, am letzten Schultag, im alten Schulhaus aufgeführt. Wochenlang hatten die Schülerinnen und Schüler mit dem Lehrer geprobt. Das ganze Dorf versammelte sich im Schulzimmer. Selbst­verständlich stand dort auch ein Christbaum. Nach dem Krippen-spiel trug jeweils der Kaplan Franz Bissig eine grossen Weschzäinä voller Päckli ins Schulzimmer. Dieser Moment wurde mit Spannung erwartet. Es gab für jedes Kind und jede Familie Geschenke: Schuhe, Kleider, Spielsachen oder Süssigkeiten, die der Kaplan von Urner Geschäften, von Familien oder von der Winterhilfe erhalten hatte.»

 

Krippenspiel fördert die Gemeinschaft

2001, nach der Schliessung der Schule, wurde diese Tradition vom Kirchenchor weitergeführt. 2016 bildete sich im Tal ein Organisationskomitee. Die gelernte Schneiderin Margrith Baumann-Jauch trägt die Gesamtverantwortung und ist für die Kostüme zuständig. Pia Walker-Baumann gestaltet die Dekorationen und führt zusammen mit Margrith und Sarah Baumann Regie. Pia Baumann leitet den offenen Chor Meien. Barbara Baumann spielt Keyboard und übersetzt die Lie-der ins Urner Dialekt, die Beleuchtung ist das Ressort von Claudio Walker. Flyer und Plakate entwirft Bernadette Bau-mann.

Beim Krippenspiel «Ängel-Wiänachtä» spielen 13 Kinder und Jugendliche. 10 Mal wurde geprobt. Margrith Baumann ist fasziniert von der Spielfreude der Spielerinnen und Spieler: «Die Kinder erwerben sich neue Kompetenzen, lernen vor Menschen aufzutreten und an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Das verbindet.» Pia Baumann ergänzt: «Die Jüngste ist sechs Jahre alt und der Älteste geht bereits in die Lehre, einige sind seit Jahren dabei. Im Chor sind die Ältesten achtzig, auch ihre Söhne, Töchter und Enkel singen mit. Eine Sängerin wohnt in Basel und reiste im Dezember für jede Probe ins Meiental.»

 

Erfrischend gespielt

25. Dezember, 14 Uhr, im Schulhaus Meien ist bereits viel los: Margrith Baumann, Bernadette Baumann und Pia Baumann kontrol-lieren Requisiten und Kleider, kochen Kaffee und dekorieren die Tische. Kurz vor 19 Uhr machen sich die Kinder fürs Krippenspiel bereit, der Kirchenchor ist beim Einsingen. Die festlich geschmück­te Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt, viele stehen. Um 19.30 löschen die Lichter. Angeführt von den Engeln, ziehen die Kinder, gefolgt vom 23-köpfigen Chor, feierlich durch den Mittelgang zum Hauptaltar, der Bühne für das Krippenspiel. Erzählt wird die Weihnachts­geschichte nach dem Lukasevangelium: Von Maria und der Erscheinung eines Engels bis zur Geburt Jesu in einem Stall. Erfrischend gespielt, nach dem Text von Sarah Baumann zeitgemäss erzählt und mit Bezügen zum Meiental inszeniert. Bei den Hirten und Tieren fühlen sich die Kinder besonders daheim: Ein Engel mistet den Gaden aus «damit das Jesuskind einen sauberen Stall vorfindet.» Die Spielfreude und Textsicherheit der Kinder und Jugendlichen ist berüh-rend. Mitreissend auch der Chor, begleitet von Barbara Baumann am Keyboard: Die modernen Kirchenlieder ergänzen das Spiel hervorragend.

 

Zusammen Weihnachten feiern

Nach der kurzen Messe mit Father John, treffen sich die Meientalerinnen und Meientaler und die vielen Besucher in der Kaffeestube des Mehrzweckgebäudes und im ehemaligen Schulzimmer. Für die 200 Personen wird der Platz eng, zusätzliche Festbänke werden aufgestellt. Gebäck, Nüssli und Süssigkeiten liegen auf den Tischen. Der gesamte Chor steht im Einsatz, schenkt Kaffee und Getränke aus. Eine Kasse steht bereit, bezahlt wird mit einer Kollekte. Im «Café Engel» geht es laut und fröhlich zu und her. Das Krippenspiel ist neben der Chilbi oder der Fasnacht einer der wichtigen Fixpunkte im Meiental. Zu Reden gibt’s viel. Vielleicht auch von der Reise, welche alle Teilnehmenden des Krippenspiels unternehmen werden. Darum wird es auch diesmal spät oder eher früh. Um vier Uhr morgens, nach einem langen Tag, wird es auch für die Letzten Zeit heimzugehen.

Text: Christof Hirtler / Foto: Peter Lienert, Meien

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