50 Jahre Schönen

Der Allmendaufseher besichtigt im Frühling die Alpen und bespricht mit dem Alpvogt die Alpverbesserungsarbeiten, das Räumen der Alpweiden von Schutt- und Steinmassen. Diese Arbeiten werden als Schwendarbeiten oder Schönen bezeichnet. Jeder Alpnutzer ist dazu verpflichtet. Für jede Kuh müssen unentgeltlich 3 Stunden Schwendarbeiten geleistet werden. Nach einem Lawinenwinter oder Murgang ist der Aufwand fürs Schönen besonders gross, der Zusatzaufwand wird jedoch von der Korporation Uri entschädigt.

Ferienhaus ohne Ferien

In den Planggen der Alp Niederchäserern, einem Stafel der Alp Stössi, liegt noch viel Lawinenschneee. Auf der Alp wächst bereits das erste Gras. Eine Gruppe von Männern, Frauen und Jugendlichen säubert das Weidland von Ästen und Steinen. Stein um Stein landet in der Schaufel des bereitstehenden Mähtracks.

Der 73-jährige Walter Gnos, aufgewachsen mit sieben Geschwistern auf dem Zweistufenbetrieb Frentschenberg-Fluh, kennt diese Arbeit von klein auf. «Jeden Frühling haben unser Land von Steinen und Ästen gesäubert und beim Schönen der Alp mitgeholfen.»

Auf dem Frentschenberg lebten zwei ältere ledige Frauen, die Geschwister Katharina und Martha Fedier. Sie führten einen kleinen Bauernbetrieb mit zwei Kühen und ein paar Geissen. Die Geissen sömmerten Katharina und Martha Fedier auf der Alp Stössi. Jahrelang halfen Walter Gnos und sein Bruder Hans den Geschwistern Fedier beim Heuen, beim Holzen und beim Misten. 1970 konnte Hans Gnos ihre Alprechte erwerben. Walter stellte die baufälligen Alpgebäude instand und half seinem Bruder auf dem Heimbetrieb und auf der Alp. 1987, nach dem Ableben der beiden Schwestern, konnte Hans Gnos Hütte und Stall auf der Alp Stössi kaufen. Als Lohn für seine Arbeit schenkte ihm sein Bruder 1989 die Alphütte, heute sein Ferienhaus.

«Seit 50 Jahren bin ich nun auf der Alp Stössi und den beiden Ausstäfeln Niederchäseren und Gufern am Schönen», sagt Walter Gnos. Er lacht, die Arbeit gefällt ihm. Wieder fliegen ein paar Steine in die Schaufel des Mähtracks. Wie immer ist auch sein Cousin Meinrad dabei.

 

Mit der Stössi verbunden

Als 11-Jähriger war er auf der Alp Stäfeli im Maderanertal z Alp. Mit 50 Kühen und 60 Rindern und Kälbern. Sie zügelten auf die Ausstäfel ins Brunnital und in die Holenbalm, übernachteten und kästen dort unter einem Stein. Drei Jahre war er Älpler auf der Unteralp.

Seit dem Neubau der Sennhütte 1999 auf der Alp Stössi wird die Käserei und der Käsekeller von Walter Gnos gewartet. Er wintert die Anlagen ein und macht sie im Frühling betriebsbereit. Gnos ist auch zuständig für die Wasserversorgung Niederchäseren und Stössi. Besonders wichtig ist seine Arbeit während des Alpsommers. Einfache Reparaturen und Störungen behebt er selber. Er organisiert den Techniker oder Ersatzteile. Die Produktion darf nicht stillstehen. Pro Sommer werden 60'000 Liter Milch zu Alpkäse, Mutschli, Joghurt, Butter und Rahm verarbeitet.

 

Schwendarbeiten auch im Sommer

«Im August spritzen wir den Gelben Enzian und die Disteln vor dem Absamen. Diese Pflanzen werden bis anderthalb Meter hoch und vermehren sich schnell, bedecken ganze Flächen», sagt Walter Gnos. Auch das Farn wird gespritzt. «Farn wurde früher gemäht und als Streue gebraucht. So konnte man das Wachstum des Farns eindämmen. Am 14. September, am Heiligkreuztag, erteilte die Korporation Uri die Bewilligung zum Mähen. Das Farn hat man mit der Sense geschnitten, nach dem Trocknen zu Tristen geschichtet und im Winter wie Wildheu zu Burden gebunden und auf Schlitten nach Hause gezogen.»

Auch im Winter geht Walter Gnos die Arbeit nicht aus. 800 Hagpfosten hat er dieses Jahr in seinem Gaden aufbereitet. Das Holz hat er von der Alp Stössi, trockenes Altholz. Pfosten aus diesem Holz halten länger. «Im Winter laufe ich mit den Schneeschuhen zur Alp Stössi, schaue mich um. Meistens sind einige Lawinen schon im Tal. Manchmal hat es viel Material, manchmal weniger. Ich lasse mich jeden Frühling überraschen.»

 

Walter Gnos war Älpler auf den Alpen Stäfeli (Maderanertal) und auf der Unteralp im Urserntal.

Später Arbeiter bei verschiedenen Bauunternehmen, danach Angestellter beim Zeughaus Amsteg.

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