Das Traumhaus von Alex
In Erstfeld steht eine Villa-Kunterbunt. Gebaut hat sie Alex Furrer mit seinem Vater. Dreistöckig, farbig, verschachtelt, mit Seilbahn, Kletterwand und Fahnenmasten. Bestimmt nicht Nullachtfünfzehn.
In Erstfeld steht vis à vis des Altersheims Spannort die Hütte des Buben Alex Furrer. Sie ist so gross, dass sie auf dem Satelitenbild zu sehen ist. Sechs Meter hoch, acht Meter breit – sie fällt auf, die Hütte von Alex Furrer. „Reaktionen gibt es nur positive“, sagt Sandra Furrer, die Mutter von Alex. «Passanten und Besucher des Altersheims sind hell begeistert, dass ein Bub heute noch so spielen darf. Auch wenn er am Sonntag sägt und hämmert, stört es niemanden.» «Viel höher als sechs Meter dürfen wir nicht bauen, sonst brauchen wir eine Baubewilligung“, ergänzt Alex.
Die Hütte von Alex ist Ausdruck seiner Kreativität und seines Gestaltungswillens. Grundverschieden von den üblichen Spielplatzanlagen mit Rutschbahnen, Sandkasten, Betonröhren, Ritiseili, Gummimatten, Schnitzelboden und Sitzbänken für Mütter, die ihre Schützlinge überwachen. Alles genormt, abgesichert, fixfertig und eher langweilig. Die Kinder, Konsumenten dieser Anlagen, verlieren rasch das Interesse.
Spielend lernen und Erfahrungen sammeln
Spielen heisst herumtüfteln, ausprobieren, Grenzen überschreiten, Risiken eingehen. Und sich manchmal wehtun: «Ich will nicht immer alles sehen, was Alex gerade macht», sagt Sandra Furrer. Alex hat sich schon mit der Dekupiersäge in den Finger geschnitten oder einmal knapp an der Stromzufuhr des Hauses vorbeigepickelt. Mit der Kippfräse darf er nur arbeiten, wenn sein Vater Wisi dabei ist.
Der Meisterbauer ist seit 20 Jahren Zimmermann bei der Gotthard Holzbau GmbH. Er teilt mit Alex die Werkstatt in der Garage und unterstützt ihn beim Hüttenbau. Die Ideen hat Alex.
Begonnen hat alles vor vier Jahren. Eigentlich wollte er nur nach Grundwasser graben, es sprudelt, wenn Alex zu erzählen beginnt: «Zuerst habe ich einen Sickerungsschacht ausgehogen, habe gegraben und gegraben und stiess auf Sand. Da habe ich gedacht, ich baue darüber ein Dach, damit es nicht in den Schacht seicht. Daraus entstand die erste Hütte, die wir dann wieder abrissen, sie war zu wenig stabil. Wir fingen wieder von vorne an: Zuerst setzten wir mehrere lange Pfosten, befestigten daran die Wände, die Böden, bauten Treppen und Leitern.» Die Seilbahn, die Kletterwand, die Rutschbahn, der Fahnenmasten, Tisch und Stühle und verschiedene Anbauten kamen dazu. Seine Schwestern Sina und Anja brauchen den Tisch zum «Chöcherle». «Den Mädchen habe ich schon einen Teil als Tabuzone erklärt, weil sie immer alles vollgesaut haben. Die halten uns nur vom Bauen ab», beschwert sich Alex.
An einer langen Eisenschiene hängt ein Seil, mit dem Alex hin- und herschaukeln kann. Geländer hat es auch, als Absturzsicherung. Der Vater schaut für Sicherheit und Statik. «Zuerst war die Hütte nur zweistöckig, dann bat ich Däddi, dass wir einen dritten Stock bauen.
Der ist für die Vögel reserviert. "Da kommt jeden Tag eine Amsel, singt, spaziert herum, das ganze Geländer ist verschissen.» Das mag Alex weniger, Alex hat gerne Ordnung: rings um die Hütte mäht er das Gras mit dem Fadenmäher.
Immer am Bauen
Das Fertige interessiert Alex nicht, das Machen und Verändern ist das Interessante. Seine Hütte wandelt sich ständig. Pausenlos hat er neue Ideen. Die Hütte hat nämlich auch einen Keller. Über eine Leiter steigt man in den dunklen Untergrund und gelangt in einen mit Holzträgern abgestützten Stollen. Dieser führt zu einer kleineren zweiten Hütte. Dort gräbt er sich durch Sandsteinschichten in die Tiefe. Zwei Meter tief müsse er graben um auf Grundwasser zu stossen. «Gold hat er noch keines gefunden», meint Sandra Furrer lachend.
Mit dem Bauen kam die Leidenschaft: das Zusammenbauen von Legotechniks-Traktoren ist längst keine Herausforderung mehr für ihn. Er entwickelt landwirtschaftliche Maschinen, wie Heuwender oder Kippanhänger, die er mit Funk fernbedienen kann. Er baut Boote, Flieger oder eine Alphütte: «Die Alphütte, ein Gadenhaus, kann ich Stock für Stock auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Neben dem Stall gibt es die Küche mit dem Feuerloch, über eine Treppe kommt man zum Obergaden und den Schlafräumen. Die Bettdecke habe ich mit Hundehaaren gestopft, das Kissen auch.»
In der Garage steht auch ein fahrbarer Kristallverkaufsladen. Diese Kästchen mit Strahlen hat er schon oft im Maderanertal gesehen. Auf der Alp Griessern besitzen die Grosseltern eine Hütte – ein Paradies, mitten in den Bergen. Und das Wichtigste: es hat einen Bach. Da wird gestaut, geplantscht und mit einem alten Ofenrohr Wasser umgeleitet.
Gold hat Alex bis jetzt noch nicht gefunden, wer weiss, vielleicht kommt das noch. Einen Schatz hat Alex bestimmt entdeckt: seine Leidenschaft für das Bauen, seine Kreativität. Er will Bauer werden oder Zimmermann oder Legotechnik-Erfinder.