Vergessener Abfall
Pro Jahr produziert jeder Schweizer im Durchschnitt 700 Kilogramm Abfall, berichtete das «Echo der Zeit» im Schweier Radio SRF, am Donnerstag, den 3. April 2018. Bis in die 1980er-Jahre «entsorgten» die Gemeinden ihren Abfall in Gruben und überdeckten sie mit Erde – an Orten, wo es niemand vermuten würde. 15000 Deponien gibt es in der Schweiz. Diese Deponien zu sanieren, den Abfall auszugraben und zu entsorgen wäre eine Herkulesarbeit. Nach Michel Monteil, Leiter der Abteilung Abfall und Rohstoffe beim Bundesamt für Umwelt «müssen diejenigen Deponien saniert werden, die das Grundwasser gefährden. Die Kantone sollen Grundwasser auf den Konzentrationsgehalt von Schadstoffen prüfen und entscheiden, ob sie die Deponie sanieren wollen oder nicht.»
Vergessene Abfälle lagern auch im Boden des Kantons Uri. Im Gebiet Schwändi in Attinghausen, dort wo der Palanggenbach in die Reuss mündet sind die Aufschüttungen deutlich zu sehen. Auf einer Fläche von 2 Kilometer Länge und rund 500 Meter Breite hebt sich ein Hügel deutlich vom flachen Landwirtschaftsland ab. Darunter liegt der Abfall der Deponie Schwändi.
Im Kanton Uri wurde ab 1. Juli 1967 der Kehricht aller Gemeinden in der Deponie Schwändi, Attinghausen abgelagert. Gestank, Rauch und Russ belästigten die Anwohner. Mehrmals konnte der Urner Zweckverband für Abfallentsorgung die Deponie erweitern, 1973 gegen erste Widerstände aus der Bevölkerung. Im April 1977 war die Deponie Schwändi voll. Der Zweckverband für Kehrichtentsorgung suchte die Lösung in der Erweiterung der Deponie Schwändi beim Palanggenbach. Knapp hundert Bewohner liefen gegen diese Deponieerweiterung Sturm: sie protestierten gegen die drohende Entwertung ihrer Liegenschaften durch Gestank und Rauch, über die unzulässige Gefährdung der Gesundheit und die Verschmutzung der Gewässer. Auch der Gemeinderat von Attinghausen und der Urner Bauernverband lehnten das Vorhaben ab. In Erwägung gezogen wurden neue Deponien im Ritacher in Seedorf, im Brückenstalden bei Bürglen, im Isenthaler Tobel und in den Steinbrüchen bei Attinghausen. Sie alle scheiterten am Widerstand der Bevölkerung. Niemand wollte Güselhaufen vor seiner Haustüre. Am 15. April 1977 fuhren die ersten Lastwagen mit Urner Kehricht zur Verbrennungsanlage Hinwil im Zürcher Oberland.