Immer mehr, immer weniger
Am 14. November 2018 titelte die NZZ auf der Frontseite: Beängstigender Blick in die Klimazukunft der Schweiz. Die Schweiz ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Immer mehr Hitzetage, immer mehr Trockenheit – das Bild des ausgetrockneten
Lac des Brenets im Neuenburger Jura gibt zu denken. Von April bis Mitte November hat es in der Schweiz kaum mehr geregnet.
Die Hitzesommer 2018, 2015 und 2003 zeigen auf, wie es mit dem Klima in den folgenden Jahrzehnten weitergehen wird, wenn keine Klimaschutzmassnahmen ergriffen werden. Bis zu 5,4 Grad wärmer könnte es im schlimmsten Fall bis 2085 in der Schweiz werden.
Immer mehr – Weihnachtsartikel: Berge von Spielsachen, Weihnachtskugeln, Engel, Rentiere, Elche, Schlitten, Lichtgirlanden, Weihnachtsmänner – in Unmengen, im Überfluss, made in China.
Für diese Billigprodukte zahlen wir einen hohen Preis. 70 Prozent des Weihnachtsschmucks und der Weihnachtsdekorationen, die weltweit verkauft werden, stammen aus China, genauer aus der Stadt Yiwu. Sie werden, wie alle Exportgüter, mit Frachtschiffen nach Europa transportiert. Jährlich sind 50'000 Fracht- und Passagierschiffe auf den Weltmeeren unterwegs. Sie alle fahren mit dem hochgiftigen Treibstoff Schweröl, einem Abfallprodukt aus der Benzin- und Dieselherstellung. Was diese Schiffe in die Luft blasen, ist Sondermüll.
Immer mehr – Flugverkehr: Um 43 Prozent innert fünf Jahren stieg die Zahl der Auslandflugreisen pro Person in der Schweiz.
2017 legte jede Schweizerin, jeder Schweizer jährlich 9000 Kilometer mit dem Flugzeug zurück. Besonders dicht ist der Flugverkehr über Europa. Im Juni 2018 wurden an einem einzigen Tag 36'825 Flüge gezählt – so viel wie noch nie. Auch wir denken inzwischen global: Wir vereisen nach Amerika, Australien, Südafrika oder in die Karibik.
Immer mehr – Wohnungen: Die Crédit Suisse errechnete im September 2018 den Leerwohnungsbestand in der Schweiz: 72'000 Wohnungen standen leer, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Schweiz verliert durch die Zersiedelung immer mehr wertvolles Kulturland.
Immer weniger – Gletscher: Bis Ende dieses Jahrhunderts dürfte der grösste Teil der Gletscher in der Schweiz wegschmelzen. Im Hochgebirge entstehen stattdessen neue Landschaften von Fels, Schutt, spärlicher Vegetation und vielen, meist kleineren Seen.
Immer weniger – Gras: die Landwirtschaft ihrerseits bekommt die Trockenheit wegen der ungenügenden Futterernte zu spüren.
Als Folge davon müssen die Bauern derzeit Heu importieren.
Immer weniger – Biodiversität: Die Hälfte aller Insekten in der Schweiz ist in den letzten 30 Jahren verschwunden und die Hälfte der schweizerischen Brutvogelarten ist bedroht.
«Wir steuern auf einen Abgrund zu. Wir sind schon sehr nah daran, die Möglichkeiten für unser menschliches Dasein zu zerstören.
Das ist eine nahezu unvermeidliche Konsequenz marktwirtschaftlicher Prinzipien», sagt der Globalisierungs-Kritiker Noam Chomsky.
Vom 3. bis 14. Dezember 2018 findet im polnischen Katovice die 13. UN-Klimakonferenz statt. Hoffnung habe ich wenig, die wirtschaftlichen Interessen sind zu dominant. Nur wenn sich die Nationen weltweit endlich auf eine verbindliche Umsetzung der Klimaziele einigen würden, könnte der Kampf gegen die Erderwärmung Erfolg haben. Viel Zeit bleibt nicht mehr.